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Naturkosmetik

Kosmetik direkt aus der Natur

Naturkosmetik ist etwas Wunderbares. Pflanzliche Wirkstoffe, mit denen schon die Heiler der Antike Hautreizungen linderten, gehören ebenso dazu wie ätherische Öle aus dem Orient, die Alexander den Großen faszinierten oder Kräuterextrakte, aus denen die Medizinmänner der Mayas unterschiedlichste Wundsalben herstellten. Denn genau das zeichnet Naturkosmetik aus: Ihre Inhaltstoffe sind pflanzlich und deren Wirkungen sind seit Generationen überliefert. Der große Vorteil unserer Zeit besteht darin, dass wir Macadamianussöl aus dem brasilianischen Regenwald genauso nutzen können wie australisches Teebaumöl oder Extrakte des afrikanischen Affenbrotbaums. Während die Volksmedizin die verschiedenen Pflanzen aufgrund von jahrhundertealtem Wissens verabreichte, stehen uns heute technische Hilfsmittel zur Verfügung, die die Wirksamkeit wissenschaftlich belegen. Hohe hygienische Standards kontrollieren und verhindern Keimbildung. Die konventionelle Anti-Aging-Forschung hat die Hautalterung so detailliert zerlegt, dass Naturkosmetik-Hersteller nun durch die Kombination pflanzlicher Wirkstoffe punktgenau und ohne den Einsatz synthetischer Bausteine gegensteuern können. Und ein weiterer Aspekt spricht für Naturkosmetik: Es werden keine Versuche an Tieren vorgenommen, um die Nebenwirkungen neu erfundener Wirkstoffe testen.

Der Ursprung professioneller Naturkosmetik

Die Pioniere der Naturkosmetik, meist inhabergeführte mittelständische Unternehmen, entwickeln bereits seit Jahrzehnten natürliche Kosmetik auf Pflanzenbasis. Lange vor dem aktuellen Naturkosmetikboom war deren Kosmetik in Bio-Märkten, Reformhäusern und Naturkostgeschäften erhältlich. Das Selbstverständnis dieser Unternehmen im Umgang mit der Natur bedurfte keiner Richtlinien oder gesetzlicher Vorgaben. Naturkosmetik meist wurde zuerst für den Eigenbedarf hergestellt. Aufgrund einer steigenden Nachfrage von außen wurden dann später größere Mengen produziert. Der bedingungslose Verzicht auf Tierversuche und die gezielte Verarbeitung von Pflanzen und Kräutern waren die tief im Bewusstsein verwurzelte Grundeinstellung der Inhaber. Seit Ende der 90er Jahre greifen deutsche Verbraucher immer häufiger zu Bio-Produkten. Die Nachfrage nach unverfälschten Lebensmitteln zog automatisch die Nachfrage nach unverfälschter Kosmetik nach sich.

Naturkosmetik, Bio-Kosmetik oder natürliche Kosmetik

Viele Menschen, die Naturkosmetik kaufen, gehen davon aus, Bio-Kosmetik zu kaufen. Dem ist aber nicht so. Denn: Bio-Kosmetik ist kein geschützter Begriff. Jeder Hersteller kann sich, in einem bestimmten Rahmen, eigene Definitionen einfallen lassen, ohne vom Gesetzgeber dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Im Lebensmittelbereich ist man da schon ein großes Stück weiter. Das Bio-Siegel dürfen nur Produkte tragen, die nach detailliert vorgegebenen Standards produziert werden, deren Einhaltung regelmäßig und ohne Voranmeldung kontrolliert wird. Viele deutsche Bio-Anbauverbände wie demeter, Bioland und Naturland legen ihre Meßlatte noch höher. Beispielsweise wird eine Zufütterung konventioneller Futtermittel, die nach der EU-Bio-Richtlinie in bestimmten Mengen erlaubt ist, ihren Bauern deutlich stärker limitiert oder sogar komplett untersagt. 100% Bio-Tiere sollen auch 100% Bio-Futter erhalten.

Bei Kosmetikprodukten ist es der Begriff „Bio“ leider nicht so klar umrissen. So kann es vorkommen, dass man sich in einer Drogeriekette eine Pflegecreme kauft, weil diese groß mit einem bestimmten Bio-Inhaltsstoff wirbt. Erst bei genauerer Betrachtung stellt man fest, dass die Creme zusätzlich auch Erdölprodukte wie Paraffine und Silikone enthält.

Unterschiedliche Definitionen für den Begriff „Naturkosmetik“

Die meisten Verbraucher haben sehr klare Vorstellungen davon, was Naturkosmetik sein sollte: pflanzliche Inhaltstoffe aus der Natur, möglichst biologisch angebaut, Heilkräuter, keine Chemie, keine Allergie auslösenden Stoffe. - Allerdings lässt sich der Begriff Naturkosmetik mit wenigen Worten nicht so eindeutig erklären. In den Vorgaben des Bundesgesundheitsministeriums von 1992 und Richtlinien des Europarates aus dem Jahr 2000 wurde festgelegt, was Naturkosmetik tatsächlich ist. Leider sind die getroffenen Definitionen für den Verbraucher, der nicht über umfangreiche Chemiekenntnisse verfügt, nur sehr schwer verständlich. Für Begriffe wie „Bio-Kosmetik“ oder „Natürliche Kosmetik“ hingegen existieren keinerlei Richtlinien.

Die Kosmetikindustrie - mit mehreren Milliarden Umsatz ein enormer Wirtschaftsfaktor - orientiert sich an Trends. Einer der aktuellen Trends ist Naturkosmetik. Und so ist es möglich, dass chemische Kosmetik schnell einmal als „natürliche Kosmetik“ oder „Bio-Kosmetik“ vermarktet wird, nur weil den Produkten einige Tropfen Pflanzenextrakte oder Öle aus Bio-Anbau beigemischt wurden. Das mag fragwürdig sein, verboten ist es nicht.

Eine klare Aussage: Kontrollierte Natur-Kosmetik

Die klassischen Naturkosmetik-Hersteller waren nun an einem Punkt an dem sie nicht mehr auf eine gesetzliche Regelung warten wollten. Sie suchten nach einer Möglichkeit, dem Verbraucher zu signalisieren: Dieses Produkt ist Naturkosmetik ohne Wenn und Aber! Die meisten dieser Hersteller sind im BDIH organisiert. Die Arbeitsgruppe Naturkosmetik des BDIH erarbeitete eine Richtlinie, die diesen Kriterien Rechnung trug. Seit 2001 erkennt jeder anhand des Logos „Kontrollierte Natur-Kosmetik“, ob die Pflegeprodukte überprüft und zertifiziert wurden. Naturkosmetik-Produkte, die das Logo „Kontrollierte Natur-Kosmetik“ tragen, erfüllen alle dieselben Kriterien: Die Produkte enthalten ausschließlich pflanzliche Rohstoffe, die soweit wie möglich aus kontrolliert biologischen Anbau oder Wildsammlung stammen. Tierversuche werden kategorisch ausgeschlossen. Auf synthetische Farb- und Duftstoffe wird bewusst verzichtet. Zur Konservierung sind nur natürliche oder naturidentische Konservierungsmittel zugelassen. Zudem stehen bei den Verpackungen ökologische Aspekte wie Umweltverträglichkeit und Recyclingfähigkeit im Mittelpunkt.

Hochwertige Naturkosmetik soll besser erkennbar sein: „NaTrue“

Nur wenige Jahre später zeigten sich die Grenzen. So gab es beispielsweise keine Möglichkeit zur Unterscheidung zwischen einem ätherischen Öl aus normalen pflanzlichen Rohstoffen und einem ausschließlich biologischem ätherischen Öl. Man war sich einig: Die Aussage „Kontrollierte Natur-Kosmetik“ war ein guter Meilenstein. Erstmals waren Rahmenbedingungen klar festgehalten und Kontrollinstanzen geschaffen. Einigen der größeren deutschen Naturkosmetik-Herstellern wie Lavera, Logona, Primavera, Santaverde, Dr. Hauschka und Weleda ging das aber noch nicht weit genug. Vor allem auf den europäischen Absatzmärkten herrschte ein buntes Allerlei der unterschiedlichsten nationalen Siegel. Eine Differenzierung der verschiedensten Voraussetzungen war praktisch unmöglich. Statt vieler Logos sollte darum eine einzige nachvollziehbare und einheitliche Regelung geschaffen werden.

Im Jahr 2008 wurde der europäische Branchenverband NaTrue, mit Hauptsitz in Brüssel, gegründet und grundlegende Standards definiert. NaTrue unterteilt Naturkosmetik in drei Stufen: Naturkosmetik, Naturkosmetik mit Bio-Anteil und Bio-Kosmetik. Sichtbar sind diese Stufen durch die Anzahl von Sternen im Logo. NaTrue mit einem Stern ist etwa mit den BDIH-Kriterien vergleichbar. Bei NaTrue mit zwei und drei Sternen ist ein Bio-Anteil von mindestens 70 bzw. 95 Prozent zwingend vorgeschrieben. Zudem begrenzt das NaTrue-Siegel Kompromisse auf ein Minimum, indem es drei Rohstoffgruppen klar voneinander abgrenzt: Naturstoffe, naturnahe Stoffe und naturidentische Stoffe. Für die einzelnen kosmetischen Produktgruppen sind Mindestgehalte an Naturstoffen und die Maximalgehalte an naturnahen Stoffen genau definiert. Wasser wird beispielsweise nicht als Naturstoff gewertet. Damit wird verhindert, dass durch Beimischung von Wasser der Anteil an Naturstoffen erhöht werden kann. In Deutschland wurde das NaTrue-Siegel offiziell auf der BioFach 2009 in Nürnberg vorgestellt.

Sind Produkte mit NaTrue 3-Stern hochwertiger als mit NaTrue 2-Stern?

Das lässt sich mit einem klaren JEIN beantworten. Natürlich ist ein Wildrosenöl das zu 100% aus kontrolliert biologischem Anbau stammt, hochwertiger als eines, in dem 30% konventionell angebaute Pflanzen beimischt sind. Andererseits muss man sich aber auch darüber im Klaren sein, dass es viele Naturkosmetik-Produkte gibt, die niemals 2 oder 3 Sterne erreichen können und trotzdem hochwertigste Naturkosmetik sind. 3 Sterne besagen, dass die Kosmetik zu mindestens 95% aus biologisch angebauten Produkten hergestellt wurde. Viele Körperpflegeprodukte nutzen aber beispielsweise Wascherde. Diese wird möglicherweise an Stellen abgebaut, an denen sie besonders lange eingeschlossen war und damit über einen extremen Feinheitsgrad oder sehr einen hohen Mineralstoffanteil verfügt. Das spricht für eine sehr hohe Qualität der Mineralerde. Biologisch ist sie trotzdem nicht. Denn aus kontrolliert biologischem Anbau können nur landwirtschaftlich angebaute Produkte stammen. Wenn der Mineralerde-Anteil gemeinsam mit Wasser über 30 Prozent liegt, sind keine 2 NaTrue-Sterne mehr möglich, denn die Voraussetzung dafür sind 70 Prozent Bio-Anteil. Trotzdem kann es sich um ein hervorragendes Naturprodukt handeln.

Sind Naturkosmetikprodukte mit BDIH- und NaTrue-Siegel hochwertiger?

Auch diese Frage ist nicht mit einem Ja oder Nein beantworten. Die Verbände sind keine Instanz, die Pflegeartikel auf dem freien Markt testen und ihnen eine Bewertung verleihen, wie das z.B. bei der Stiftung Warentest der Fall ist. Interessierte Hersteller müssen die Zertifizierungen bei den Verbänden beantragen und sich teilweise komplexen Regularien unterwerfen. Eine Zertifizierung ist aufwändig und kostenpflichtig. Die meisten deutschen Naturkosmetik-Firmen sind Mittelständler. Vor allem für die kleineren Unternehmen bedeutet eine Zertifizierung erheblichen Aufwand an Zeit, Personal und Kosten. Zudem stehen Unternehmen im Wettbewerb und sollen Bezugsquellen und zum Teil auch Verfahrensweisen offen legen. Das kann dazu führen, dass man Naturkosmetik in der höchsten Qualitätsstufe produziert, dies aber nicht mit einem der bekannten Naturkosmetik-Logos belegen möchte. Zweifellos aber wird sich der Logo-Wald langsam lichten. Die bekannten Naturkosmetik-Logos geben Sicherheit, da bei ihnen zweifelsfrei nachgewiesen ist, dass alle Bedingungen für Naturkosmetik kontrolliert wurden. Bei Naturkosmetik ohne Logo oder mit Logo-Eigenkreationen ist etwas Grundwissen der Verbraucher gefordert. Die meisten Naturkosmetikprodukte beinhalten eine komplette Liste ihrer Inhaltsstoffe. Auch damit läßt sich die Qualität gut beurteilen. Den eines ist sicher: Bei reiner Naturkosmetik weiß man häufig, wie die Inhaltstoffe aussehen, wie sie riechen manchmal sogar wie sie schmecken. Was kann sich unsere Haut besseres wünschen?

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